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Die Grasbrücke

In 2006 wurde die Grasbrücke 350 Jahre alt

Im Mai 2006 wurde mit prominenten Ehrengästen und fast 200 Radlern der neue Kulturradweg „Kurmainzer Herz“ eingeweiht (die OP berichtete in Ihrer Online-Ausgabe vom 9.Mai über das Ereignis). Ein wichtiger Anlaufpunkt auf Mainhäuser Gebiet, in der Gemarkung Mainflingen, ist die sog. Grasbrücke. Hier weisen gleich zwei Tafeln auf den historischen Ort hin. Doch bleibt dem Interessierten die Brücke hinter einem Wald von Brenneseln verborgen, und das Dickicht öffnet sich nur wirklich hartnäckigen Suchern.

Dabei hätte die Grasbrücke mehr Aufmerksamkeit und Pflege verdient. Es ist zwar schwer festzustellen, wie alt die Brücke wirklich ist. In einer im September 2001 vom Geschichts- und Heimatverein Mainhausen herausgegebenen Schrift „Die Grasbrücke“ wird dazu Dr. Schopp, Historiker aus Seligenstadt, zitiert. Er gibt in seinem Büchlein über das Seligenstädter Geleitswesen einen Anhaltspunkt darüber und schreibt: „Im 30-jährigen Krieg wurde die Anlage zerstört. Brücke und Schlag lagen bis 1656 ruiniert“. Es ist also möglich, dass die Brücke aus diesem Jahr stammt, und es sei uns erlaubt, heute den 350. Jahrestag zu begehen.

Die herausragende Bedeutung erhielt dieses, leider nur noch in Rudimenten vorhandene Bauwerk, durch das Geleitswesen. Die Brücke war Teil der heute nicht mehr existierenden und durch Kiesabbau und Mülldeponien auch in Spuren nicht mehr auffindbaren „Alten Strasse“. Über sie zogen zur Messezeit in Frankfurt die Kaufmannszüge. Um diese vor Wegelagerern, Räubern und Plünderern zu schützen, wurde das Geleit eingeführt. Die Grasbrücke war in der Reisezeit mit Bauern des Zehntbezirks Seligenstadt besetzt. Auf der Brücke wurden die Züge von sichernden Reitern abgeholt und bis zum Verlassen des Seligenstädter Gebietes bis zum Schlag oberhalb von Hainstadt begleitet. Dort übernahm die Steinheimer Zehnt den Zug.

Die Brücke war aber nicht nur ein Bauwerk des Messeweges, sondern gleichzeitig auch ein Übergang über einen alten Grenzbach, den Speckgraben. Er sicherte landwehrartig die Centgrenze zwischen dem Bachgau und dem Seligenstädter Cent. Waren Grasbrücke und Speckgraben aber auch ein Teil der eigentlichen "Bachgauer Landwehr"? Im Beitrag "Die Bachgauer Landwehr und die Centgrenze an der Grasbrücke" wird diese Frage näher betrachtet. 

Der 350. Jahrestag der Ersterwähnung war für den Geschichts- und Heimatverein der Anlass, in Kooperation mit der Komune und der Denkmalpflege die noch existierenden Reste des vom Verfall bedrohten Bauwerks zu sichern und einen kontrollierten Zugang zu ermöglichen. 

Die historische Grasbrücke

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