Türkensteuer, Hexenprozesse, Schwedenschatzung und Güterbeschreibung – Mainflingen zwischen 1551 und 1651
Im Staatsarchiv Würzburg lassen sich drei Archivalien einsehen, mit Hilfe derer die Zeit vor und während des dreißigjährigen Krieges ein wenig erhellt werden kann: Register der Türkensteuer (1551)[1], Schwedenschatzung (1633)[2] und Mainzer Güterbeschreibungen (1651)[3]. Die Register listen die Namen der damaligen Bewohner der Region um Seligenstadt und werfen ein Schlaglicht auf ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Auf dieser Grundlage wurde aus jeder der drei Listen speziell für Mainflingen jeweils ein Auszug erstellt und die dort genannten Namen zusammen mit den jeweiligen Wirtschaftsdaten alphabetisch geordnet. Die Titel der drei abgeleiteten Listen sind: „Meinflingenn 1551 – Türkensteuer“, „Mainflingen 1633 – Schwedenschatzung“ und „Mainflingen 1651 – Mainzer Güterbeschreibungen“.
Für Mainflingen finden sich auf dem Türkensteuer-Register von 1551 dreiunddreißig Namen, die Familienvorstände und Ortsbürger repräsentieren. Auf Grund eines stärkeren Bevölkerungsaustausches gibt es 1633 bei der Schwedenschatzung sechszehn davon nicht mehr. Dafür sind, bei insgesamt jetzt dreißig, sechszehn neue hinzugekommen, darunter auch der Name „Helfferig oder Helfferich“. Erhalten haben sich nur die Namen Appel, Grim, Hofman, Seum und Weiß.
Um 1651, nach den Verheerungen des 30-jährigen Kriegs, leben davon in Mainflingen, entsprechend den „Mainzer Güterbeschreibungen“, nur noch Cloß Grimm, Hanß Helfferich und Hanß Weis. Michel Steigerwaldt wird bereits als Neubürger genannt; er hat ein verfallenes Haus und 50 Morgen Äcker und Wiesen für 85 fl von einem Conrad Knies aus Selbolt gekauft und einen weiteren Anteil von Peter Grimm übernommen.
Die Besitzverhältnisse dieser vier Familienvorstände werden neben Finanz- und Pachtverpflichtungen in der Güterbeschreibung festgehalten. Darüber hinaus werden auch der frühere Besitz und die Belastungen durch Schulden und Pacht der untergegangenen Familien gelistet und möglichen Erben zugeordnet. Von Interesse ist, dass die Häuser und Scheunen meistenteils verbrannt oder verfallen sind, die Äcker und Wiesen „wüst liegen“.
In einer Übersichtstabelle mit dem Titel „Mainflingen von 1551 bis 1651“ wurden darüber hinaus die drei Auszüge vereinfacht und gegenübergestellt. Daraus ist zu ersehen, welche Mainflinger Namen ab 1551 (blau unterlegt) wie lange durchgängig vorhanden sind. Grün unterlegt wurden die ab 1600 genannten Namen. Auch Mainflinger Familien sind zwischen 1600 und 1604 in Hexenprozesse verwickelt [4]. Spalte 2, mit einem Hinweis am Ende der Tabelle, listet die Namen der betroffenen Familien.
Dr. Ludwig Stenger
Geschichts- und Heimatverein Mainhausen
[1] Staatsarchiv Würzburg, MRA Militär K 240/431: Register der Türkensteuer des 1. Ziels im Amt Aschaffenburg 1551, 56 Blatt
[2] Staatsarchiv Würzburg, MRA Militär K 240/473: Steuer und Schatzungsregister von Stadt und Amt Seligenstadt 1633, ca. 200-250 Blatt
[3] Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Güterbeschreibungen (1651), Signatur 37 (abgeschrieben für den Cent Seligenstadt von Peter Wolf)
[4] Seibert, Ludwig "Zum Hexenwahn in und um Seligenstadt vor 400 Jahren", Seligenst
ädter Geschichtsheft Nr. 4, S. 5 ff, hrsg. Dieter Burkard, 2003