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Archäologische Grabungen am Zellhügel

In der Flur „Zellgarten“ westlich des Ortes Mainhausen-Zellhausen entdeckte 1953 der damalige Kreisbodendenkmalpfleger Karl Nahrgang im Umfeld einer 1816 abgerissenen Kirche die Reste einer Befestigungsanlage, die 10.000 m² umschloss. Sie bestand aus einer nur in den untersten Steinlagen bestehenden Mauer mit vorgelagertem Graben, in den Mauerschutt eingelagert war. Nahrgang datierte die Anlage in karolingische, vielleicht noch in spätfränkische Zeit. Das Ende setzte er aufgrund des Fehlens späterer Keramikarten um 1200 an.

Im Jahr 2009 veranlasste der Geschichts- und Heimatverein Mainhausen vor Ort eine Bodenradaruntersuchung auf rund 12.000 m². Zusammen mit den beiden Archäologinnen der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach, Frau Gesine Weber und Frau Dagmar Kroemer, wurden dann in den Jahren 2009 bis 2023 insgesamt elf mal  archäologisch gegraben.

Im Ergebnis konnte eine stark befestigte Anlage mit zweiphasiger Entstehungsgeschichte nachgewiesen werden. Demnach wurde in karolingischer, vielleicht sogar schon in spät-merowingischer Zeit ein erster Graben ausgehoben. Im frühen 10. Jahrhundert wurde die 1,2 ha umfassende Anlage dann mit einem breiten und tiefen Graben und mit gemörtelten Mauern noch stärker befestigt. Die Funde aus den insgesamt 7 Grabungen untermauern die bedeutende Stellung der Befestigung. Silbermünzen, Fibeln, Importkeramik vor allem aus dem Rheinland, wie Pingsdorfer Ware oder Reliefbandamphoren, bis hin zu Bruchstücken von Tatinger Ware und nicht zuletzt der silbertauschierte Schwertknauf und die Glasreste aus dem 2011 aufgedeckten Keller belegen die Anwesenheit einer karolingisch-ottonischen Oberschicht.

Unter dem Titel "Die Mittelalterliche Befestigungsanlage Zellkirche" wurden die Grabungsergebnisse von 1953, 2009 und 2010 zusammenfassend dargestellt. Der Bericht umfasst 26 Seiten und kann als pdf-Datei heruntergeladen werden. Die  Grabungsberichte von 2011 bis 2024 können in der Kurzfassung, manche auch in der vollständigen Fassung, unter Bericht 2011 , Bericht 2012, Bericht 2014 mit C14-Datierungen , Bericht 2015 mit Anthropologie und einer kurzen Wertung der C14-Ergebnisse, Bericht 2016, Bericht 2017, Bericht 2018Bericht 2019Bericht 2022 und Bericht 2023 eingesehen werden. Eine vollständige Liste der bisherigen Veröffentlichungen findet sich in der Rubrik "Publikationen".

Die Ergebnisse der Grabungen wurden auch im jeweiligen Jahresband der hessenArchäologie veröffentlicht: in hessenArchäologie 2009, in hessenArchäologie 2010 , in hessenArchäologie 2011, in hessenArchäologie 2012, in hessenArchäologie 2014, in hessenArchäologie 2016,  in hessenArchäologie 2017 und in hessenArchäologie 2019.

Auch in einem Beitrag von Gesine Weber im Jahrbuch für Archäologie und Paläontologie in Hessen, Sonderband 5, wird über die Ergebnisse berichtet. 

H. W. Böhme hat eine ausführliche Arbeit über "Burgenbau und Befestigungstechnik des 10. Jahrhunderts" veröffentlicht. L. Stenger versucht daraus neue Schlüsse für die Forschung am Zellhügel zu ziehen. Der unveröffentlichte Text liegt als pdf-Datei vor: "Die ottonenzeitliche Niederungsburg am Zellhügel". Nach der dendrochronologischen Datierung von Eichenholzresten darf man jetzt davon ausgehen: die Befestigung war eine "Heinrichs-Burg".

Bei der archäologischen Grabung 2016 wurden die Fundamentreste der Zellkirche gefunden, die genaue Lage und die Größe der Kirche konnten ermittelt werden (siehe dazu "Schultheiß Dieß und die Länge eines Schuhs"). Zu den Funden gehörten auch Reste von bemaltem Putz und Teile von Bodenfließen. Letztere lassen vermuten, dass an der Kirche um 1260 gebaut wurde. Das ist weit vor der Ersterwähnung von 1344. Die für diese Zeit verfügbare Literatur wurde in einem kurzen Beitrag "Dietzinbach, Celle und das Patronat der Hanauer Grafen" zusammengestellt. Der Beitrag zeigt den engen Zusammenhang, der in im 14. Jhd. zwischen Dietzenbach und der Zellkirche bestand.

Zur Geschichte: Kompendium der bis dato gefundenen Urkunden und Beiträge über die Zellkirche. Die Siedlung Zelle könnte bei der "Bachgauer Fehde" 1300 zu den Dörfern und Höfen gehört haben, die  durch "Raub und Brand schwer zugerichtet" wurden (Beitrag), und um den Zeller Bruch wird gestritten (Beitrag). 1815 wird die Zellkirche zusammen mit zwei noch vorhandenen Glocken zum Abbruch versteigert (Beitrag).